Seealpentagebuch - 2. Tag

 

...durch die Schweiz bis ins Genferseegebiet

Nach einem ausgiebigen, selbst zubereiteten FrĂźhstĂźck in Ventron mit frischem Baguette und Pain ging es gegen 8h30 wieder los. Das Wetter war noch nicht gut, aber es regnete zumindest nicht mehr- wenn auch die Straßen noch naß waren. Über winzige Nebenstrecken ging es erstmal nach Bussang zum Tanken. Die Puch hatte mit rund 140-160km den kleinsten Aktionsradius, was am kleinen Tank und dem enormen Durst lag. So waren die Abstände zwischen den Tankstops recht gering, aber auch immer eine gute Gelegenheit, mal ein kleines Päuschen zu machen, denn spurlos gingen hunderte Kilometer im Sattel an keinem vorbei.

Nach Bussang folgte dann das erste Leckerli des Tages, die Abfahrt vom Ballon d' Alsace nach Dolleren. Die Straße war weitgehend abgetrocknet, so daß die schĂśne Abfahrt durch den Wald in vollen ZĂźgen genossen werden konnte. Dananch ging dann aber auch schon wieder der Ärger mit den Kreidlers los. Karolines RS machte durch klopfende Motorgeräusche auf sich aufmerksam. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich das als kapitaler Motorschaden, das Pleuellager hatte mächtig Spiel. Langsam fuhr sie noch bis Altkirch wo das Servicefahrzeug wartete. 

Yanniks Kreidler bzw. ihr Hinterreifen war zu diesem Zeitpunkt auch schon wieder platt. Mit Reifenpilot saniert schaffte er nochmal 80km, dann mußte der Reifen doch runter. Der Grund des Ausfall blieb im Dunkeln, nach dieser Reparatur war dann bei ihm endgĂźltig Ruhe - reifentechnisch gesehen zumindest. Jetzt hatte das Servicefahrzeug auch gleich noch einen weiteren Job - ein neuer Schlauch mußte her, denn der Vorrat war aufgebraucht.  

Vorbei am Bieler- und am Murtensee fĂźhrte die Strecke Ăźber kleinste Nebenstraßen und sehr ruhige Päßchen nach Fribourg. Dort ließen wir das Alpenvorland hinter uns und drangen allmählich in Berner Alpen vor. Aufgrund der Pannen und Verladeaktion sowie einer recht ausgedehnten Mittagspause in Bourrignon kamen wir erst gegen 19h in der JuHe in Château d'Oex an.  

Ganz bewußt war die Strecke abseits der National- oder Bundesstraßen geplant. Die gewählten Strecken waren aufgrund Ihrer Beschaffenheit und Enge fahrerisch deutlich anspruchsvoller, was aber mit den Reiz der Tour ausmachte. Die modernen Fernstraßen sind weitestgehend entschärft und fĂźhren in den seltensten Fällen Ăźber eine, als solche erkennbare, PaßhĂśhe. Dabei wurde man ständig mit wenig frequentierten, anbetungswĂźrdigen Motorradstrecken belohnt.

Auch landschaftlich war die Route nahezu durchgehend sehr ansprechend. Gerade an diesem zweiten Reisetag, gab es von allem etwas. So ging es morgens von den Vogesenausläufern durch bewaldete Mittelgebirgstäler hinaus ins Flachland um Basel. Nach der Mittagspause kamen wir ins Alpenvorland und am späten Nachmittag hatten wir dann die Ausläufer der Alpen erreicht. Die Landschaft wechselte dabei von Wald Ăźber fruchtbare Kulturlandschaft bis hin zu schroffen und kargen Alpentälern.  

Auch an dem Abend wurden vor der Jugendherberge wieder die Werkzeugkisten ausgepackt. Daniel's eingebauter Ersatzmotor (die eigentliche Ursache des Motorproblems in Munster war noch nicht entdeckt!) hatte auf dem Col de Chasseral begonnen bei jedem kleinen Stop ein Ölfleckchen zu hinterlassen. Abends stellte sich dann heraus, daß sich auch hier eine Schraube gelĂśst hatte und so GetriebeĂśl die ZĂźndung flutete. So hat es sich dann auch gerächt, daß der frisch Ăźberholte Motor vor der Tour nicht mehr probegefahren wurde, was das Problem wohl rechtzeitig enthĂźllt hätte. 

Weschi hatte da andere Sorgen... Aufgrund einer -seiner Meinung nach- sub-optimalen Leistungsentfaltung hat er seiner Hercules eine andere DĂźse gegĂśnnt. Schneller wurde sie dadurch zwar nicht, aber sparsamer. Das mit dem schneller war auch nicht wirklich nĂśtig, da wir anderen am Berg meistens eh nur sein RĂźcklicht sahen. 

Da sich bei Karos RS die Diagnose Motorschaden bestätigte hatte sie quasi den Zonk. Ihr Moped mußte im Hänger bleiben, da die Zeit am Abend nicht mehr fĂźr einen Motortausch gereicht hätte. Jeder hatte Hunger und war mĂźde, also wurde das ganze auf den ersten Pausentag verschoben. 

Nachdem dann die ganze Mannschaft geduscht hatte ging's zum Abendessen ins nahe gelegene Ortszentrum. Im CafĂŠ des Alpes gab's gutes Essen und feines Bier fĂźr faires Geld. Sehr zu empfehlen sind die Pferde- und Rindfleischspieße zum Selbstgrillen.

Herbergsbewertung:  Jugendherberge Les Monnaires Château d‘Oex  (+++)

 


Das krasse Gegenteil zum ersten Tag. Super Lage in einem Alpental, direkt an einem Bach in der Nähe des Ortskerns von Château d'Oex. Die Zimmer waren sauber und hell und die Herbergseltern waren sehr nett und durchorganisiert. Frßhstßck mit frischem Bauernbrot. Preis im Mittelfeld.

Die Etappe - Roadbook-Auszug, Karte, Profil

Bussang •Ballon d‘Alsace 1178m •Dolleren •Burnhaupt •Altkirch •Ferette •F/CH Lucelle •Develier •Glovelier •Châtelat •Tramelan •Col du Mont Crosin 1227m •Col des Pontins 1110m •Col de Chasseral 1502m •Le Landeron •Ins •Kerzers •Düdingen •St. Ursen •La Roche •Broc •Château d‘Oex